Weltmarsch der Frauen setzte ermutigendes Zeichen

Gabriele Senft

Frauen aus 157 Ländern demonstrierten am 14. Oktober in Brüssel gegen Armut und für die Umverteilung von Reichtum, gegen Gewalt an Frauen und für den Schutz ihrer physischen und psychischen Integrität. Bei diesem Weltmarsch fanden sich Frauen aller Altersgruppen, Gewerkschafterinnen, Kirchenfrauen, feministische und kommunistische Gruppen, dabei waren auch die „Mütter gegen den Krieg“. Mit Musik und Gesang, auch schweigend und anklagend oder in originellen Verkleidungen zog der Zug durch die Brüsseler Innenstadt. Es bot sich ein buntes Bild und vielsprachiger Protest gegen Krieg und dessen Nutznießer, gegen Sextourismus und Verkauf von Frauen, für Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Die israelischen „Frauen in schwarz“ protestierten gegen die Kriegspolitik ihres Landes und die Unterdrückung der palästinensischen Frauen. Belgische Teilnehmerinnen trugen, einem Aufruf aus Charleroi folgend, einen überdimensional langen Wollschal mit sich. Sie hatten ihn zuvor am Ausgangsort der Marschroute aus vielen Einzelteilen zusammengenäht. Dieser Blickfang zeugte anschaulich von der entschlossenen Haltung der Trägerinnen. Mit dieser Idee griffen sie eine alte französische Tradition auf, nach der Frauen ihre Wut in Schals stricken, so wie einst die schlesischen Weber die ihre ins Tuch webten. Die Demonstration führte auch durch das menschenleere Europaviertel. Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen bot sich dann im Jubelpark bei Diskussionsrunden, an Infoständen, bei Musik und vielfältigen kulinarischen Köstlichkeiten. Der Höhepunkt des Tages war für viele Teilnehmerinnen aber der „Sieg gegen die Abschirmung der genehmigten Demonstration“. Sie besetzten für eine Stunde den schönsten Platz Europas, den „Grote Markt“. Da standen sie mit ihren Transparenten in langer Reihe, die „Frauen in schwarz“ neben den „Müttern gegen den Krieg“, würdevoll und schweigend. Andere, buntere Gruppen, setzten sich mit den in Kampfanzügen angetretenen Polizisten auseinander. Fröhliche, selbstbewusste, singende und tanzende Frauen machten die Ordnungshüter verlegen. Touristen und Einwohner bahnten sich den Weg durch die dichten Reihen der „Platzbelagerinnen“. So konnte doch noch ein sichtbares Zeichen für das Anliegen der Frauen gesetzt werden. Wichtig auch für die deutschen Teilnehmerinnen war es, die großartige Stimmung und die daraus erwachsende Motivation für den weiteren Kampf für Frauenrechte mit nach Hause zu nehmen, um noch wirksamer miteinander agieren zu können. Bereits am 16. und 17. Dezember wird beim 4. Frauenpolitischen Ratschlag in Duisburg Gelegenheit dafür sein.