Zum Nahrungsmittelhilfebericht
Christel Fiebiger am 5.5.00 in Brüssel Hunger darf nicht als politische Waffe genutzt werden
Auf der Tagesordnung des Europaparlaments stand in dieser Woche die Diskussion über einen Bericht zur Nahrungsmittelhilfe. In einer engagierten Rede setzte sich die Europaabgeordnete Christel Fiebiger (PDS) für die Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt ein. Da sie selbst Nahrungsmittelproduzentin ist, weiss sie „um den Irrsinn zwischen den verschiedenen Methoden der Produktionsdrosselung in der Europäischen Union und dem Hunger in der Welt“.
„Es steht nirgends geschrieben, dass derjenige Teil der Weltbevölkerung, der in einer zerstörten Umwelt lebt, weil Naturkatastrophen oder Krieg das Leben unmöglich machen, nichts zu essen haben darf. Ein Euro pro Tag reicht zum Überleben und damit auf eine Chance für eine Zukunft. Ich bin der Ansicht, das wenigstens muss lösbar sein! Machbar ist das auf alle Fälle!“ – So versuchte Christel Fiebiger, die Agrarexpertin der PDS im Europaparlament, die Abgeordneten zu überzeugen. Die Europäische Union, die Mitgliedstaaten, die Politik, die Industrie und die Wissenschaft müsse dabei ihre Verantwortung übernehmen, um die Mauer zwischen Wohlstand und Hunger auf Dauer zu beseitigen. Wonach werden uns künftige Generationen beurteilen? Nach den uns überrollenden Mega- Fusionen zu immer grösseren unkontrollierbaren Goliath-Unternehmen oder nach dem Erfolg einer gezielten Armutsbekämpfung durch Schuldenerlass für die Entwicklungsländer, der als einer der ersten aber notwendiger Schritt anzupacken wäre. Sie halte es für richtig, dass der Bericht darauf verweist, das es ein Ziel sein muss, Nahrungsmittelhilfe überflüssig zu machen. Das werde jedoch erst möglich sein, wenn sich die Politik darauf einigen kann, dass Hunger keine politische Waffe ist und wenn in allen gesellschaftlichen Bereichen – gerade auch in Europa – die Verantwortungsträger sich darauf verständigen können. Am Ende ihrer Rede richtete Christel Fiebiger einen flammenden Appell an ihre Kollegen: „Wir haben die Erde von unseren Kindern bekanntlich nur geliehen. Wir sind Treuhänder unserer Nachfahren für die Güter auf unserer Erde. So verfahren -und davon bin ich überzeugt- kann Armut wirklich bekämpft werden“.